Wissenschaftliche Klimawandeldaten für den Landkreis Hildesheim

Neue Steckbriefe von der Klimaschutzagentur Hildesheim in Kooperation mit dem Niedersächsischen Kompetenzzentrum Klimawandel (NIKO)

Forstwirtschaft Nachhaltigkeit
Titelbild: Warming Stripes des Landkreis Hildesheims für die Jahresmitteltemperatur (1881–2022) nach einer Idee von Ed Hawkins.
Datengrundlage: DWD Climate Data Center.

In Kooperation mit der Klimaschutzagentur Landkreis Hildesheim hat das Niedersächsische Kompetenzzentrum Klimawandel (NIKO) einen Steckbrief veröffentlicht, welcher die bisherigen und zukünftigen Auswirkungen des Klimawandels speziell im Landkreis aufzeigt. Um geeignete Maßnahmen zur Eindämmung, aber auch zur Anpassung an den Klimawandel umsetzen zu können, reicht es nämlich nicht, globale Veränderungen und Zusammenhänge zu verstehen. So wird der stark landwirtschaftlich geprägte Landkreis Hildesheim, mit den großen Flüssen Leine und Innerste, mit anderen klimawandelbedingten Herausforderungen konfrontiert sein als naturräumlich oder klimatisch abweichende Gebiete.

Die bisherigen Steckbriefe bestehen aus den Abschnitten Temperatur, Niederschlag und Wasserhaushalt. Zum einen wurden Beobachtungsdaten des Deutschen Wetterdiensts aus der Vergangenheit bis in die Gegenwart ausgewertet und Veränderungen zum Referenzzeitraum 1961–1990 dargestellt. Zum anderen bieten Zukunftsdaten, die anhand von Klimamodellen berechnet wurden, einen Ausblick auf das Klima in ferner Zukunft (2071–2100). Dabei werden zwei verschiedene RCP-Szenarien betrachtet:  RCP2.6 „Klimaschutz“ und RCP8.5 „Kein-Klimaschutz“.

Klimamodelle & Klimaprojektionen

Computergestützte Klimamodelle simulieren wesentliche Prozesse und Wechselwirkungen der verschiedenen Sphären unserer Erde in die Zukunft. Dabei werden mehrere Teilmodelle (z.B. je Sphäre) zu einem großen Modell zusammengefasst.

Upcycling

Für die Modellierung wird ein dreidimensionales Gitternetz über die Atmosphäre der Erde gelegt. Der Abstand zwischen den Gitterpunkten, die Auflösung, ist entscheidend dafür, wie kleinräumig Unterschiede in den Ausprägungen des Klimawandels dargestellt werden können. Für jeden Gitterpunkt muss eine Vielzahl an Parametern berechnet werden, was einen enormen Rechenaufwand bedeutet. Globale Klimamodelle sind aufgrund limitierter Computerleistung sehr grob und können nur einen Überblick über die grundlegenden Klimaveränderungen geben. Um detailliertere Ergebnisse zu erhalten, werden regionale Klimamodellen eingesetzt. Für Deutschland gibt es aktuell Modelle mit einer Gitterweite von 50 und 12,5 km.

> Bei den Berechnungen für den Landkreis Hildesheim wurde eine feinere Auflösung von 5 km gewählt.

Klimaprojektionen basieren auf Klimamodellen und den darin gewählten Szenarien (siehe Infobox RCP-Szenarien). Damit sind sie keine Vorhersagen für die tatsächlich eintretende Klimaentwicklung, sondern „was wäre wenn“-Rechnungen. Diese Rechnungen können je nach angewandtem Szenario zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Die letztendlich realen Klimaveränderungen werden wahrscheinlich innerhalb der sich ergebenen Ergebnisbandbreite der Projektionen liegen – abhängig davon, ob Klimaschutzmaßnahmen ergriffen werden und in welchem Maße.

Quelle: DWD 2018

RCP-Szenarien

Die RCP-Szenarien (Representative Concentration Pathways) wurden im 5. Sachstandsbericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) entwickelt. Hierbei wird die Entwicklung von Treibhausgaskonzentrationen und der Einfluss von Aerosolen zusammen als Strahlungsantrieb beschrieben. Es gibt vier definierte RCP-Szenarien: RCP2.6, RCP4.5, RCP6.0 und RCP8.5. Die jeweilige Zahl steht für die Höhe des Strahlungsantriebs, also der Energie, welche der Erde im Jahr 2100 „zusätzlich“ gegenüber dem vorindustriellen Niveau (1861-1880) zur Verfügung steht.

Im Klimasteckbrief für den Landkreis Hildesheim werden folgende RCP-Szenarien genutzt:

  • RCP2.6 „Klimaschutz-Szenario“: In diesem Szenario steigen die Treibhausgasemissionen bis 2020 auf ca. 490 ppm an, danach sinken Treibhausgasemissionen und Strahlungsantrieb konstant bis 2100. Eine globale Erwärmung um mehr als 2°C im Jahr 2100 im Vergleich zu 1860 wird nicht überschritten. Dazu müssen sich die Treibhausgasemissionen vor dem Jahr 2080 auf Null belaufen.
  • RCP8.5 „Kein-Klimaschutz-Szenario“: Treibhausgasemissionen und Strahlungsantrieb steigen kontinuierlich an. Im Jahr 2100 beläuft sich das CO2-Äquialent auf über 1370 ppm, der Strahlungsantrieb bleibt bis 2300 auf hohem Niveau.

Quelle: DWD 2018 & o.J

Die unterschiedlichen Klimasteckbriefe für das Gebiet des Landkreis Hildesheim finden Sie hier:

Eine Kooperation von:

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Quellen:

DWD (o. J.): RCP-Szenarien. Die neuen RCP-Szenarien für den 5. IPCC Sachstandsbericht. Abrufbar unter: https://www.dwd.de/DE/klimaumwelt/klimawandel/klimaszenarien/rcp-szenarien.html (Stand: 07.06.2023)

DWD (2018): „Klimareport Niedersachsen. Fakten bis zur Gegenwart – Erwartungen für die Zukunft“, Offenbach am Main. Abrufbar unter: https://www.umwelt.niedersachsen.de/download/132060/Klimareport_ (Stand: 07.06.2023)